Dralle Blondine in blauer Latzhose und mit Arbeitshandschuhen hievt auf öffentlichem Grund knappe drei Tonnen in die Höhe, entfernt die Winterreifen - die ebenfalls drei Tonnen wiegen - schafft es mit Ächzen und Stöhnen, die Sommerreifen auf Höhe der Naben zu bringen und irgendwie zu befestigen. Dabei rollt sie stundenlang auf dem Boden rum und gibt Geräusche von sich, die "einer Pornoqueen Ehre machen würden" (Zitat meines Göttergatten). Die Dinger waren ja auch wirklich sehr, sehr schwer!
Die Reaktionen auf solche und ähnliche Szenen folgen meist einem ähnlichen Schema:
- verwirrtes Hin- und wieder Wegschauen
- nachfragen "ist das nicht zu schwer für Sie?"
- nachfragen "kann das nicht ihr Mann für Sie machen?"
- und die ganz Netten - in Abwesenheit des Emanzerichs: "Geben Sie den [welch Werkzeug ich auch immer in der Hand halte] her, ich mach' das schon".
Gerade bei den kraftaufwendigen Jobs hingegen ist Köpfchen gefragt und nicht pure Manneskraft. Nur dumme Männer setzen dabei auf Kraft! Alle anderen hebeln den Reifen hoch, statt ihn zu stemmen - ihr Rücken dankt es ihnen.
Ich beschreibe hier übrigens ein Phänomen, das in der Psychologie "erlernte Hilflosigkeit" genannt wird. Eine Gruppe A nimmt einer anderen Gruppe B so lange gewisse Tätigkeiten mit dem Argument "das kannst du nicht" ab, bis die Angehörigen der Gruppe B davon überzeugt ist, dass die Aussage tatsächlich zutrifft. So entstehen dann Glaubenssätze, die unser ganzes Leben prägen und einschränken. Ja, manchmal ist es bequem, wenn ein netter Mann unbequeme und schmutzige Arbeit an unserer Stelle erledigt. Aber wenn wir gar nie gelernt haben, diese Arbeit selber auszuführen, dann brauchen wir plötzlich einen Mann, der die für uns erledigt. Und wohin das führen kann, muss ich euch nicht erklären...
Also Mädels: Ran an die Schraubenschlüssel! Lernt, wie es geht! Dann erst habt Ihr die Freiheit zu entscheiden, ob ihr einen guten Freund um Hilfe bitten möchtet oder den Job selbst erledigen wollt.
Übrigens: Die Befriedigung, die entsteht, wenn man etwas schafft, das man sich selbst gar nicht zugetraut hätte, kann einer kein Mann verschaffen!
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