Donnerstag, 26. Oktober 2006

Die Waisen aus dem Abendland

Dass die Maskulisten die Wikipedia als Spielplatz entdeckt haben, ist nicht wirklich neu. Meistens nerven ihre Beiträge. Ab und zu findet sich aber auch ein echter Lacher, wie in dieser Version des Artikels über Frauenrechte:

Grundsätzlich genießen Frauen in der westlichen Welt deutlich mehr Rechte als Männer, werden jedoch von ihrem ausgeprägten Egoismus dazu gezwungen sich aus taktischen Gründen als den Männern gegenüber benachteiligt darzustellen [...]. In der abendländischen Gesellschaft spielen Frauen eine untergeordnete Rolle.

In der westlichen Welt sind Frauen also bevorzugt, während sie in der abendländischen Gesellschaft eine untergeordnete Rolle spielen. Ergo: Die Erde ist eine Scheibe.

P.S. Wer den Witze der Aussage nicht versteht, möge bitte den Wikipedia-Artikel "Abendland" konsultieren.

Mittwoch, 25. Oktober 2006

Handystrahlen schaden dem Hirn doch!

Ein Schmankerl, wieder mal aus Bild-t-online:

Eine Studie vom US-Fruchtbarkeitsforscher Dr. Ashok Agarwal (Cleveland Klinik, Ohio) mit 361 Patienten ergab: Wer täglich über vier Stunden mobil telefoniert, hat 40 Prozent weniger Spermien!

Über das generische Maskulinum sage ich für einmal nichts. Versprochen. Dreimal schwarzer Kater! Nein, ehrlich, ich erwähnte jetzt nicht, wie oft ich mir schon anhören durfte, dass mit dem Wort "Patienten" selbstvernatürlich auch Frauen mitgemeint sind.

Ladies, haltet Eure Spermien fest!

Es sei denkbar, dass Viel-Telefonierer mehr Stress haben, mehr rauchen und trinken – und so ihr Sperma schädigen.
In ihrer Show "Ladykracher" vom letzten Sonntag sagte Anke Engelke etwas in der Art: Handys schaden dem Gehirn. Da müssen sich Männer ja keine Sorgen machen...

Tja Anke, so kann frau sich täuschen!


Dienstag, 24. Oktober 2006

Vergesst das erste Buch

Passend zu Eva Hermans "Eva-Prinzip" ist in den USA ein weiteres Buch zum Thema in Arbeit. Terry Hekker, die Verfasserin der englischen Version des Eva-Prinzips in den 1980ern Ever since Adam and Eve schreibt, nachdem sie von ihrem liebenden Ehemann nach 40 Ehejahren für eine Jüngere sitzengelassen wurde (ohne Ausbildung, ohne Mittel, versteht sich), an einem Buch mit dem Arbeitstitel "Disregard the first book".

Die Mutation der ehemals stramm gegen die "vermännlichten Emanzen" Front machenden, überzeugten Hausfrau und Mutter (was ja nichts Schlechtes sein muss, solange man - bitte, bitte! - das Missionieren sein lässt) zur knallharten Differenzialfeministin scheint auf den ersten Blick unglaublich. Aber ein Blick auf Terrys Website beweist uns, dass es tatsächlich so ist:

When procreation became an issue, the Goddess created the male with external genitalia that were definitely elective ornaments, accessories if you will. Thus was facilitated a reproductive hook-up after quite minor adjustments to the female. It makes no sense that the first and ONLY human being would be outfitted with sensitive external equipment. This theory also spreads new light on why men have nipples.

Oder weiter unten auf derselben Seite:

Men and women are equal but women are simply more evolved.

Olé!

In Anbetracht der Tatsache, dass die Durchschnittsemanze sich im politischen Alltag mit mühsamen Kleinkämpfen aufreibt - ein Bespiel gefällig? Da war z.B. die Geschichte mit der Mutterschaftsversicherung in der Schweiz, die man zu Beginn nur beantragen konnte, wenn man das Familienbüchlein vorlegte, das man wiederum nur erhält, wenn man heiratet... oder die Sache mit den Steuerformularen, die nur die Spalten "Hauptverdiener" und "Ehegattin" kannten - braucht die Frauenbewegung eines ganz sicher NICHT: Solch durchgeknallte, umgedrehte Ex-Antifeministinnen, die mit ein paar Sätzen sämtliche Vorurteile und Klischees der Antifeministen bedienen und ihnen damit Kanonenfutter liefern, um die wichtige und nützliche Arbeit von Frauenrechtlerinnen zu torpedieren.

Die Wahrheit™

Da hat also jemand DIE WAHRHEIT gefunden. Endlich! Lange mussten wir - Weiblein und Männlein - darauf warten. Nun wird sie uns blond und blauäugig verkündet.

Woran aber erkennt man die Wahrheit, das absolut Richtige? Blinder Glauben allein ist kein Beweis. Nur das Erkennen, dass das wahre Geschehen überall, in allem, im Materiellen und im Geistigen, in denselben Gesetzmäßigkeiten verankert ist, kann uns volle Gewissheit bringen.

Zum Glück gibt es Eva Herman, sonst hätte die Welt DIE WAHRHEIT nie erfahren. Ihr, und ihr allein haben wir zu verdanken, dass endlich, endlich (!)

kaum ein Abend vergeht, an dem nicht in den unterschiedlichsten Fernsehkanälen über die Vereinbarkeit von Kind und Karriere und die Rolle der Frau in der heutigen modernen Gesellschaft erhitzt diskutiert wird.

Herman, der Messias der Neuzeit (wieso gibt es eigentlich keine weibliche Form für "Messias"?), DIE WAHRHEIT für die Menschheit verkündend. Oder wenigsten für ihren blond-blauäugigen Teil:

Nehmen wir all die demographischen Erhebungen und die erkennbaren Zeichen unserer Zeit: Wir sterben aus, [...]

Oh, bitte nicht schon wieder! "Und siehe – schon zuckt der Blitz der Rache nieder, mit dem die Natur die Unnatur dieser – sie murmelt etwas von Hermaphroditen – tötlich trifft. Das Menschengeschlecht stirbt aus – Erduntergang. Nämlich, wenn diese Emanzipierten ihr Ziel [...] erreichten, so – »fordert die Logik dieses Zugeständnisses, daß das Aussterben die schließliche Folge sein würde.«" (H. Dohm, 1902)

Letztlich bleibt nach all dem Geschrei ohnehin nur die eine entscheidende Frage übrig, was mit jedem einzelnen von uns nämlich werden wird, wenn wir diese Erde wieder verlassen müssen und vor den Himmelsthron treten. Dorthin, wo unser Tun und Handeln kritischster Prüfung unterzogen werden wird. Glauben Sie wirklich, dass uns Geld und Machtstreben dort dann noch weiterhelfen? Oder Resignation und schließlich Kapitulation vor dem eigenen, so wertvollen Leben?
Ich persönlich fürchte zudem, dass es mir kaum zum Vorteil gereichen wird, wenn ich mich dort oben tapfer darauf berufe, früher einmal karrierebewusst und prominent gewesen zu sein. Es könnte mir allenfalls die Gegenfrage einbringen, wozu ich diese Prominenz genutzt habe.


Die persönliche Sinnkrise beim Einsetzen der Menopause als Offenbarung für die Menschheit? Ja, dazu kann man seine Prominenz tatsächlich nutzen. Jeder Mensch trifft im in seinem Leben Entscheidungen, eigentlich während jeder Minute seines Lebens. Manche davon sind richtig, andere stellen sich im Nachhinein als falsch heraus. Soll nun jeder von uns ein Buch darüber schreiben und seine eigenen Entscheidungen als DIE WAHRHEIT verkünden?

Welch Durcheinander!

So viele Menschen, so viele Wahrheiten. Wer soll sich darin noch zurechtfinden? Aber auch darauf hat Frau Herman eine Antwort: Alles, was zählt, ist, was DER SCHÖPFER will. Das Christentum ist die Antwort. Gut. Gut für Frau Herman, dass sie ihre Antwort auf die Sinnfrage gefunden hat. Aber ist es wirklich nötig, diese gleich missionarisch als DIE WAHRHEIT zu verkünden?

Interessant in diesem Zusammenhang sind die Kommentare in Hermans Blog. Da zoffen sich nicht etwa gestandene Berufsemanzen mit glücklichen Hausmütterchen, wie man erwarten könnte. Nein, WAHRE™ Christen schlagen sich gegenseitig die Köpfe ein, wer denn nun ein WAHRER™ Christ sei und wer ein ungläubiger Reaktionär bzw. ein unchristlicher Emanzipationsfanatiker...

Eine wirklich CHRISTLICHE Frau setzt Kinder in die Welt, betet, widmet sich der Familie im VOLLZEIT-Beruf der liebenden und dienenden Hausfrau und Mutter und benimmt sich WEIBLICH. Nicht umsonst hat der Schöpfer zwei verschiedene Geschöpfe erschaffen, MANN und FRAU. Alles andere ist GEGEN Gottes heiligen Schöpfungsplan und somit für einen RICHTIGEN Christen strikt abzulehnen.

So schnell kann es gehen mit der Wahrheit™

Freitag, 20. Oktober 2006

In eigener Sache: Neuer Feed

Die Adresse für den Feed dieser Seite hat sich geändert. Um nichts zu verpassen, nutze doch bitte in Zukunft folgende Adresse:
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Donnerstag, 19. Oktober 2006

Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Wir sollten endlich aufhören, Hausfrauen und Mütter zu diffamieren.

und dies lieber mit den

selbstgerechten Karrieristinnen im Nadelstreifen

tun, die

die mich zurzeit attackieren.

Und dann beklagen wir uns in einem von Selbstmitleid triefenden Interview darüber, dass die "Feminismuskritik" nicht erwünscht sei, die wir voher mit

weiblichen Fähigkeiten wie Empathie, Verständnis, Vorsicht


an die Frau gebracht haben:

Immerhin werden die Feministinnen mit ihrem Kampf den glücklichen Umstand herbeiführen, dass in zwanzig Jahren niemand im Land mehr arbeitslos sein wird – aus Mangel an Bevölkerung.

Na also!

Ich weiss, dass mich die Aussagen einer Frau Herman nicht so beeindrucken sollten, dass sie meine Gedanken tagelang beschäftigen. Leider weiss ich auch, dass ihre romantisch verklärte Beschwörung eines nie existiert habenden Familienmodells ("Ich spreche von einer verlorenen Welt, die unseren Vorfahren jahrtausendelang Kraft und Halt gab, die Misserfolge und Enttäuschungen auffing und eine Quelle des Glücks sein konnte." - leider schreibt sie nicht, wann und wo diese Jahrtausende stattgefunden haben sollen) nicht auf taube Ohren fällt.

Sehnen wir uns nicht alle nach einem Ort, der uns Kraft und Halt gibt, Misserfolge und Enttäuschungen auffängt und Quelle des Glücks ist? Die Suche nach dem verlorenen Paradies finden wir schon in den ältesten Schriften der Menschheit. Wir finden sie in der Literatur bereits lange vor Erfindung des Buchdrucks. Wir finden sie überall dort, wo Worte geschrieben, gesagt werden.

Das Paradies selber aber finden wir nicht. Weder in der Weltgeschichte, noch in den Familienstrukturen der Antike, des Mittelalters, der Neuzeit, des 19. oder 20. Jahrhunderts. Die Beschreibungen, die unsere Vorfahren uns hinterlassen haben, sprechen von anderem als "einer verlorenen Welt, die unseren Vorfahren jahrtausendelang Kraft und Halt gab, die Misserfolge und Enttäuschungen auffing" . Sie sprechen von grosser Not - materiell und spirituell - von Kindesmisshandlung, Kindesmissbrauch, Kinderarbeit, einer hohen Kindersterblichkeit, Eltern, die sich zu Tode geschuftet haben. Überhaupt existiert das Konzept der Kindheit erst seit dem Buch Émile von Jean-Jacques Rousseau. Bezieht sich Herman also auf die Erfindung der bürgerlichen Familie im 19. Jahrhundert, wo Kinder - sofern sie nicht in den Fabriken unter menschenunwürdigen Bedingungen für ihren Lebensunterhalt schufen mussten - von Ammen gestillt und von Kindermädchen betreut wurden?

Leider erfahren wir auch im Buch "Das Eva-Prinzip" nicht, wann und wo diese verlorene Welt, die unseren Vorfahren jahrtausendelang Kraft und Halt gab, die Misserfolge und Enttäuschungen auffing stattgefunden hat.

Jede Generation hat ihre eigenen Kämpfe auszustehen, ihre eigenen Probleme zu lösen. Die 68er-Generation kämpfte dafür, sich von der drückenden Enge der Kleinfamilie zu lösen, nach der sich Frau Herman nur eine Generation später so sehr sehnt. Jedes Gesellschaftsmodell hat seine eigenen Vor- und Nachteile, in der jeweils die einen oder anderen Menschen wohl, die einen oder anderen Menschen unwohl sind. Gesellschaftliche Veränderung kommt immer dann zustande, wenn einer Mehrheit unwohl ist.

Im Grossen und Ganzen können wir von einem gesellschaftlichen Fortschritt sprechen, davon bin ich überzeugt. Durch die Antibabypille - die übrigens, liebe Frau Herman, nicht von einer Feministin erfunden wurde, mit dem Ziel, die Familie zu zerstören - haben wir heute Optionen. Nämlich die Option, Kinder zu gebären oder nicht. Wir haben die Option, nur die Kinder zu gebären, die wir uns wünschen. Andersrum gesagt: Die Kinder haben die Option, nur dann geboren zu werden, wenn sie erwünscht sind. Haben wir uns nicht alle gewünscht, Wunschkinder zu sein?

Keiner - auch keine Emanze - hat je behauptet, dass es einfach sein würde!

Wir haben heute alle Möglichkeiten. Was wir daraus machen, ist unsere Sache. Jede Wahl hat ihre Vor- und Nachteile. Jede Entscheidung für eine Möglichkeit schliesst andere Möglichkeiten aus. Jede Entscheidung hat ihren Preis. An uns selber, unsere Wahl eigenverantwortlich zu treffen, Vor- und Nachteile abzuschätzen, und uns für einen Lebenswerg zu entscheiden. Es gibt keine Entscheidung, die für alle Menschen gleichermassen richtig wäre; Deshalb hat auch niemand das Recht, anderen vorzuschreiben, welche Wahl die richtige sei.

Nein, niemand hat gesagt, das mit der Emanzipation - im älteren Wortsinn - wäre einfach.

Freitag, 13. Oktober 2006

Stehen oder sitzen? - Sein oder nicht sein?

Ein hübsches Schmankerl hat die Emanze vom Dienst heute zwischen all den Eva-Herman-Verrissen gefunden: Einen Artikel in Spiegel Online mit dem Titel: "Wann ist ein Mann ein Mann?" Ein kleiner Satz in einem Rundbrief der Rektorin einer kleinen Norwegischen Schule löste einen landesweiten Skandal aus, der bis in die höchsten Etagen der norwegischen Politik hineinreichte.

"Hilfe! Rund um die Kloschüsseln müssen wir viel Pipi aufwischen, und es fängt an uns zu stören. Redet zu Hause darüber, ob Jungs in der Schule beim Pinkeln sitzen sollten. Vielen Dank." So schrieb sie es den Eltern der zweiten Klasse [...]"


Also wenn dadurch die Männlichkeit der Nation gefährdet ist – einige der im Artikel erwähnten Reaktionen lassen darauf schliessen – dann steht es wirklich schlimm um Europas Männer! Wir sollten eine Lichterkette organisieren, am besten mehrere. Männerrechtsaktivisten mobilisieren. Petitionen unterschreiben lassen. Lasst es nicht zu, dass die Feministen nun auch noch in die männliche Privatsphäre eindringen, um dort die Herrschaft zu übernehmen!

Mittwoch, 11. Oktober 2006

Das Gästebuch bei EMMA

Ist es nicht erstaunlich, wie viele Menschen vor allem XY, aber auch ein paar wenige XX, sich im Gästebuch der Frauenzeitschrift EMMA tummeln, ohne dass sie tatsächlich etwas zu sagen haben ausser "ich habe mit Feminismus nichts am Hut aber..." oder "ich lese die EMMA nicht, aber...". Wie viele das Gästebuch mit ihrem Senf geradezu zumüllen (mir fallen da insbesondere zwei Benutzer mit männlichem Pseudonym auf, die täglich mehrere lange Einträge verfassen). Und die Frauen, auch die bekennenden Feministinnen, diskutieren lieblich mit diesen Merkbefreiten, als hätte Pawlow persönlich sie zum Gespräch gebeten. Mädels, es ist mitnichten unhöflich, so jemandem nicht zu antworten. Und sogar wenn es unhöflich wäre... haben diese Typen denn Höflichkeit verdient? Haben sie es verdient, einen Teil unserer Lebenszeit in Anspruch zu nehmen?
Respekt hat jeder Mensch verdient. Aber heisst das im Gegenzug, dass ich gezwungen bin, jemanden zu respektieren - oder mir gar seine Sermone antun zu müssen - der mich, meine Bedürfnisse, meine Erfahrungen, nicht respektiert, ja gar die Legitimität meiner Empfindungen infrage stellt? Ganz sicher nicht, oder was meint ihr....

Montag, 9. Oktober 2006

Eine Kerze für Politkowskaja

Mit der russischen Journalistin Anna Politkowskaja hat die Welt einen weiteren wertvollen Menschen verloren. Ich vermute, die Mörder und ihre Hintermänner werden nie gefasst werden. Sie kannte die Risiken, trotzdem hat sie weitergemacht und nicht geschwiegen. Danke Anna!