Sonntag, 17. Dezember 2006

Ein ganz normales Weihnachtsessen

Die Firma, in der die Emanze vom Dienst neuerdings (in Teilzeit) arbeitet, wurde ja kürzlich verkauft. Der neue Besitzer, ein netter älterer Herr, lud letzten Freitag zum grossartigen Weihnachtsessen (Filet vom Rind!). Nein, ich zäume das Pferd von Hinten auf. Eigentlich fing es ja schon viel früher an, in der Firma zu stinken. Nämlich als letzte Woche der vom neuen Besitzer eingesetzte neue Direktor die Einkäuferin und die Personalchefin bat, ihm einen Brief zu korrigieren, sowie die Verkaufschefin, diesen ins Englische zu übersetzen. "Wieso, Herr X, stellen Sie keine Sekretärin ein, wenn sie eine brauchen?", fragte ich ihn. "Es hat doch genügend Leute im Büro", war seine Antwort. Leute oder Frauen, Herr Direktor? Gut bezahlte, hochqualifizierte, gestandene Berufsfrauen in verantwortungsvollen Positionen = Frauen im Büro = qualifiziert, um einfache Sekretariatsarbeiten auszuführen?! Der bisherige Direktor konnte Lesen und Schreiben und seine Agenda selbst im Schuss halten, die anwesenden Frauen beherrschen diesen Kunst ebenfalls, weshalb eine Sekretärin bisher überflüssig war.

Nun, zurück zum Weihnachtsessen. Erst die obligatorische Ansprache durch den Herrn Direktor ("das Büro arbeitet ineffizient! die Arbeit wird nicht gemacht!") - ja, ja, Herr Besitzer, natürlich wird sie nicht gemacht, wenn die Verantwortlichen statt dass man sie ihre Arbeit tun lässt, zu Sekretariatsarbeiten herangezogen werden - danach ein exquisites Nachtessen (naja, teuer sicherlich, aber die Teller waren nicht vorgewärmt, die Pinot-Noir-Sauce zum Rinderfilet versalzen und der Wein hatte Korken). Anyway. Der Gipfel kam dann während des Desserts. Da sitzen also die Personalchefin, die Einkäuferin, die Salesmanagerin und die neue Teilzeitmarketingfrau an ihrem Tisch und schwätzen über dies und das (insbesondere über die neue Chocolaterie mit dem geheimnisvollen Namen "Xocolatl", die kürzlich Eröffnung feierte), als der neue Besitzer einen Stuhl an unseren Tisch zog, das Gespräch auf äusserst unhöfliche Weise unterbrach, indem er seine Arme um die Schultern der sich links und rechts von ihm befindlichen Damen wickelte, und joval fragte: "Na, meine Kinder, alles in Butter?"

KINDER? BUTTER?

3 Kommentare:

Hannelore hat gesagt…

Wenn Leute sich im Patriarchat (= Vater-Gesellschaft) väterlich verhalten, wen wundert's? Dich?
Was hast du denn geantwortet? *gg*

Anonym hat gesagt…

Iih, ich hasse solches Antatschen...genau, was hast Du denn geantwortet???*neugier*;)

Kat hat gesagt…

Was ich geantwortet habe? Überhaupt nichts. Mir verschlägt es regelmässig die Sprache ob solchen Respektlosigkeiten. Ich habe ihn angeschaut wie etwas, das seit Wochen tot ist und entsprechend stinkt. Mehr Worte ist solches Verhalten auch nicht wert.