Es war in der zweiten Klasse, genauer gesagt an einem Montag des Jahres 1979, als ich zur Emanze wurde. Das Aufsatzthema hiess "Wenn ich König der Welt wäre". Ich schrieb: "Wenn ich Königin der Welt wäre", schliesslich war ich ein Mädchen. Die Lehrerin erklärte mir, dass die Königin die Frau des Königs sei, nicht aber die Person, die Befehle geben dürfe. Und dass Mädchen nur König werden dürften, wenn kein Bub zur Verfügung stünde.
Was ich davon hielt? (nein, wirklich, damals war ich vom Feminismus noch völlig unbeleckt!) Ich hielt ihre Aussage für grossen Mist. Und sagte das natürlich auch. Es war weder das erste noch das letzte Mal, dass ich meiner grossen Klappe wegen vor eine Mauer rannte, aber eine Stunde Nachsitzen hatte ich auf sicher.
Nun möchtet ihr natürlich wissen, welche Note ich für den Aufsatz bekam? Eine schlechte. Und den ganzen Mittwochnachmittag Nachsitzen. Mein Text? "Ich kann nichts dazu schreiben was wäre wenn ich König der Welt wäre weil Mädchen nicht König der Welt werden dürfen. Das finde ich Scheisse."
P.S. Mein Vater hat gelacht und gesagt, ich würde mal 'ne richtig böse Emanze, wenn ich gross wäre. Ich bin's geworden. Danke Vati!
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Mittwoch, 13. September 2006
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1 Kommentar:
Hihi, hab' gut gelacht bei dieser Story. Ich hab' mal als 12jaehrige im Deutschunterricht bei einer Reizwort-Uebung einen Kurzthriller geschrieben, in der eine Kinderbande in einem Hausrohbau ein von Verbrechern dort verstecktes Sprengstoffdepot findet und damit das Haus hochgehen laesst. Meine Deutschlehrerin, so eine aeltere, muetterlich-wabbelnde, gab mir dafuer nur eine 2+ -- "Ist ja toll geschrieben, aber soooo brutal!" Beim Nachhaken kam raus: die Eins "konnte" sie mir nicht geben, weil ihr die Geschichte ZU brutal war. Und ich sei doch noch so jung. Was sie meinte, war ganz klar: ein Maedchen schreibt sowas nicht. Hat's ihr was genuetzt? Ach was! Jahrzehnte spaeter zuendet das Maedchen immer noch mit Wonne rhetorische Bomben. :D Liebe Gruesse, Kwinne
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